Dark Cologne - Der schwarze Terminkalender für Köln und Umgebung


S c h w a r z r e p o r t

Expedition ins Tierreich - Folge 1: Gorillas im Nebel

Geschrieben von Thomas am 6. Februar 2001

Gorilla Nachdem alle Teilnehmer der Expedition ihre Finanzlage ausgiebig geprüft und zu einem positiven Urteil über den Verlauf jenes Samstagabends gekommen waren, stand der Umsetzung unseres ehrgeizigen Plans nichts mehr im Wege: Wir wollten sie finden... - die Letzten ihrer Art!

Unser Treck führte uns von Köln aus startend nach Düsseldorf, was so in etwa am Ende der Welt liegt... über unwegsame Pfade erreichten wir ein von der Außenwelt abgelegenes Gebiet in Mitten des Neandertals. Auf der Suche waren wir jedoch nicht nach unseren flachstirnigen Verwandten, welche - zu unrecht längst ausgestorben geglaubt - zu Tausenden jedes Wochenende die Düsseldorfer Altstadt bevölkern; wir folgten vielmehr den Spuren unseres nächsten Verwandten: Dem EBM-Gorilla.

Als wir unsere Fahrzeuge geparkt hatten weil die letzten paar hundert Meter nur zur Fuß zu bewältigen waren, waren sich alle Teilnehmer der Expedition einig: Hier liegt der Hund begraben - und auch das Grab von Diane Fossey - seinerzeit auf ihrer Mission zum Schutz der Gorillas von Eingeborenen ermordet - konnte nicht weit sein. Überhaupt war dieses Gebiet nur deshalb noch zugänglich, weil Prof. Grzimeck mit seinem Programm "Die Vorstadt von Düsseldorf darf nicht sterben" Millionen von Tierfreunde in aller Welt hinter sich scharen konnte und somit erfolgreich verhinderte, dass hier alles dem Erdboden gleich gemacht wurde.

Aus verläßlichen Quellen der in diesem Gebiet lebenden Eingeborenen hatten wir die Nachricht erhalten, dass etliche jener Exemplare des männlichen EBM- Gorillas an diesem Ort ihr allwöchentliches Balzritual zur Aufführung bringen sollen... - eine selten beobachtete Sensation, die wir uns sogar DM 10,- Schmiergeld pro Expeditionsteilnehmer kosten ließen, um das der indigenen Bevölkerung als heilig geltende Territorium betreten zu dürfen...

Langsam tasteten wir uns zum Balzplatz vor... es ging einige Meter steil bergauf... Nebelschwaden schlugen uns entgegen.... es war unerträglich heiß; man fühlte sich so ähnlich wie in unserem Testgelände, der oberen Etage der Live-Music-Hall, wo wir uns durch intensive Beschallung mit den miesesten Stücken von AND ONE, eingepackt in dicke Lack-Tarnkleidung, auf diese unwirtlichen Bedingungen ausgiebig vorbereitet hatten.... nur kam hier zusätzlich zu unseren Testbedingungen noch der ganze Nebel hinzu, der es einem unmöglich machte die eigene Hand vor Augen zu sehen. Die gesamte Expeditionsgruppe war gespannt: würden wir einem der Gorillas begegnen? Alle Sicherheitshinweise galt es streng zu beachten... einem Gorilla niemals in die Augen blicken... nicht lächeln und auf keinen Fall zu erkennen geben, dass man aus Köln kommt...

So stiegen wir Meter um Meter hinauf, der Nebel wurde immer dichter. Geschützt nur durch unsere schwarze Tarn-Lackbekleidung, bewaffnet mit einem Glas voll Altbier, dass jeden, der es trinkt sofort an einem akuten Akne-Anfall verrecken lässt.... wir vernahmen ein rhythmisches Klopfen, ja ein Hämmern gar. Was war das? Waren es am Ende die Gorillas, die auf ihre Brust trommelten? Oder das Signaltrommeln der Eingeborenen? Oder doch nur eine CD mit ziemlich miesem EBM...? Wir wussten es nicht.

Die letzten Stufen waren erreicht - der Nebel verdichtete sich zu einer grauen Suppe - die Hitze wurde unerträglich - Stroboskope blitzten auf - Konturen im Rhythmus vor- und zurückschreitender Etwasse waren erkennbar, und dann auf einmal stand er vor uns: Ein riesiges, ausgewachsenes, etwa zwei Meter hohes, breitschultriges und über einen Doppelzentner schweres, behaartes EBM-Gorilla-Männchen mit Händen wie Pranken, ein mächtiger Silberrücken, der - das war uns allen klar - sein Territorium gnadenlos verteidigen würde und keinerlei Eindringlinge duldete. Der Angstschweiß schoß uns aus allen Poren, wir umklammerten unsere Altbier-Gläser... er kam genau auf uns zu.... seine Hand fuhr nach vorn, er blickte uns direkt in die Augen und sprach voller Inbrunst: "Hi! Ihr auch mal wieder hier? Lange nicht gesehen."

Wir waren noch einmal mit dem nackten Leben davon gekommen... und am Abend nach der Lagebesprechung waren sich alle Teilnehmer einig: Diese Expedition war ein voller Erfolg.


Reaktionen besorgter Leserinnen und Leser:

Pandora, aus Köln:

> Es gibt ihn also doch, den EBM-Gorilla....Somit wäre wieder
> ein Rätsel der Menschheitsgeschichte gelöst. Yippie!
> Und was ist Ziel der nächsten Expedition? Der Industrial-Gibbon?
> Oder der sagenumwobene Neofolk-Makake?
> Unendliche Möglichkeiten im dunkelschwarzen Tierreich! ;-)

Antwort der Expeditions-Crew:

Ja, auf jeden Fall bin ich mir mit Heinz Sielmann einig, dass wir noch viel zu wenig über unsere "kleinen Freunde" wissen und es immer wieder einen Anlass für neue Expeditionen gibt.

Vom Industrial-Gibbon hab ich noch nie was gehört, aber in letzter Zeit fällt mir immer mehr auf, dass einige der Neofolk-Makaken (besonders die braunen Exemplare) so einen ominösen Rechts-Drall aufweisen, den es evt. zu untersuchen lohnt.... - ich weiss dass das Eis hier sehr dünn ist und ich nicht über alle Makaken sprechen kann, aber gerade diese Art erscheint mir anfällig für gerade jene in unseren Breiten auftretende schwere Erbkrankheit.... ganz offensichtlich handelt es sich um einen genetischen Fehler bei diesen Exemplaren; eine Mutation sozusagen, die - so hoffe ich jedenfalls stark - nicht auf eine Viruserkrankung zurückzuführen ist, die auf andere Arten derselben Gattung (Gorillas, Schimpansen, Orangs etc.) überspringt.

Nein, aber ich glaube, dass sich die nächste Expedition mit wirklich ansehnlichen Tierchen beschäftigen sollte... nämlich jenen wohlgeformten Exemplaren, die zu mittelalterlichen Klängen ästhetisch-grazile Schlangentänze aufzuführen pflegen... - die ausgiebige Betrachtung jener Wesen liegt mir jedenfalls sehr am Herzen und ist über die Ausführungen zum Thema EBM- Gorilla deutlich zu kurz gekommen...